Seaspiracy

Fakten und Hintergrundinformationen

Um was geht es bei Seaspiracy?

Bei Seaspiracy handelt es sich um eine Netflix-Dokumentation die sich nicht nur mit den Folgen der Überfischung der Weltmeere beschäftigt, sondern auch das dabei skrupellose Vorgehen und deren Auswirkungen beleuchtet. Schon bei einer anderen Netflix-Produktion aus dem Jahr 2014 Cowspiracy, welche die Machenschaften der Fleisch- und Fischindustrie beleuchtet, wurde dieses Thema angeschnitten. Um so erschreckender, dass sich die Lage des marinen Ökosystems seit der Ausstrahlung durch die Ausweitung des industriellen Fischfangs noch verschlechtert hat. Nachdem nicht jeder Netflix-Kunde ist, ich aber der Meinung bin, diese Informationen sollten für jeden frei zugänglich sein, habe ich die wichtigsten Kernaussagen für euch zusammengefasst, aber das Ganze auch kritisch hinterfragt.

Die Story

Die Dokumentation geht auf die Reise mit dem britischen Umweltaktivisten und Regisseur Ali Tabrizi, der am eigenen Leib die Verschmutzung der Meere erlebt. Als er dann erfährt, wie wichtig Wale für das marine Ökosystem sind, beschließt er nach Japan zu reisen um die jährliche Delfinjagd in Taiji zu dokumentieren. Während des ganzen Films werden immer wieder Interviews und kurze Info-Filme eingespielt, die auf Probleme wie z. B. Beifang, illegaler Fischfang oder eben Verschmutzung der Meere eingegangen wird, das ganze wird mit Thesen und Zahlen untermauert. Im weiteren Verlauf reist er nach Hongkong und blickt kritisch auf den Handel mit Haiflossen, hinterfragt bei Umweltschutzorganisationen die Vergabepraxis von Nachhaltigkeitszertifikaten, erlebt illegalen Fischfang auf einem Schiff von Sea Shepherd. Weiter geht’s nach Schottland, wo er erschreckende Bilder von Lachsen, lebend in Aquakulturen zeigt und noch genauer auf die Folgen dessen eingeht. Zum Ende hin fliegt Ali nach Thailand, wo er dem Mythos von Sklaverei auf See auf den Grund geht und die Färör-Inseln, um eine alte und grausame Form des Walfangs zu dokumentieren.

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Die genauen Quellen findet ihr auf der Webseite

Im Verlauf des Films werden viele Thesen aufgestellt, die auf der Website des Films nebst Zeitstempel und Quellenangaben nachzulesen sind. > Hier gelangt ihr zur Webseite.

Die Kernaussagen des Films:

• Die Ozeane absorbieren viermal so viel CO2, wie der Amazonas-Regenwald. Bis zu 85% des weltweiten Sauerstoffs wird von Phytoplankton erzeugt. Daher sind die marinen Ökosysteme für das Klima auf der Erde entscheidend.

• Haie sind für die Gesundheit der Meere essentiell, weil sie das Artengleichgewicht aufrecht erhalten. Ungefähr 50 Mio. Haie werden jedoch jährlich als Beifang industrieller Fischerei getötet und anschließend als Abfall zurück ins Meer geworfen, sodass viele Haiarten vom Aussterben bedroht sind. Über 300.000 Wale und Delfine sterben ebenfalls jedes Jahr als Beifang, ohne irgendeine Verwertung zu finden. Aufgrund der durch Überfischung verknappten Fischbestände werden Delfine sogar zunehmend als Konkurrenten der Fischer gesehen und deshalb vielerorts gejagt und getötet.

• 46% des Plastikmülls im Great Pacific Garbage Patch besteht aus Plastik-Fischernetzen, ein wesentlicher weiterer Teil aus sonstiger Fischereiausrüstung. Plastikstrohhalme, die regelmäßig in der Kritik stehen, machen hingegen nur 0,03 % des Plastikmülls in den Weltmeeren aus.

• Nachhaltiger Fischfang ist nicht möglich, da nicht effektiv kontrolliert werden kann, was auf hoher See geschieht. Die einzige Lösung dieses Problems besteht darin, keinen Fisch zu essen.

• Die Menschheit kann nicht mit einem toten Meer überleben. Durch die Industrialisierung der Fischerei wird das Leben in den Weltmeeren jedoch in rasendem Tempo zerstört.

• Bis 2048 gibt es aufgrund von Überfischung weltweit keine Fischbestände mehr, dann sind nur noch „leere Ozeane“ vorzufinden. Infolgedessen wird auch die Meeresvegetation größtenteils absterben.

• Schleppnetzfischerei zerstört jedes Jahr 1,5 Mrd. Hektar Meeresvegetation, während jährlich etwa 10 Mio. Hektar Wald abgeholzt werden. Insofern ist sie umweltschädlicher, als sämtliche Waldrodungen, findet in der öffentlichen Diskussion allerdings kaum Beachtung.

• Experten sind der Auffassung, dass 30% der Meere geschützt sein sollten. Jedoch sind derzeit nur rund 5% der Meere geschützt und in 90% dieser Meeresschutzgebiete darf gefischt werden, sodass de facto nur weniger als 1% der Weltmeere geschützt sind.

• Die Fischereiindustrie wird jedes Jahr mit 35 Mrd. US-Dollar subventioniert. Laut UN würden bereits 30 Mrd. US-Dollar im Jahr genügen, um den Welthunger zu bekämpfen. Die industrielle Fischerei fördert den Welthunger jedoch, weil einheimischen Küstenbewohnern durch die Aktivitäten internationaler Fischereigroßbetriebe vielerorts die Nahrungsgrundlage entzogen wird.

• Aquakultur stellt keine ökologisch verträglichere Alternative zur Fischerei dar, weil die Zuchtfische mit Fischmehl und -öl gefüttert werden, das wiederum mittels Fischerei gewonnen wird. Dabei wird mehr Fisch verfüttert, als aus der Zucht gewonnen wird. Außerdem kommt es durch die räumlich engen Zuchtanlagen zu stark konzentrierten Umweltverschmutzungen durch organische Abfälle und zur vermehrten Ausbreitung von Krankheiten, sodass rund 50% der Fische frühzeitig verenden.

• Der Verzehr von Fisch ist nicht gesund, weil im Fisch giftige Schwermetalle wie Quecksilber und andere industrielle Abfallstoffe enthalten sind, die sich im Meer anreichern. Die Nachteile dieser Giftstoffbelastungen überwiegen den Vorteilen, die sich aus den Nährstoffen von Fisch ergeben. Die gesunden Omega-3-Fettsäuren werden nicht vom Fisch selbst gebildet, sondern entstehen in den Mikroalgen, sodass der Fisch als „Zwischenwirt“ für die Versorgung des Menschen mit Omega-3-Fettsäuren gar nicht erforderlich ist. Es gibt bereits Fischersatzprodukte, die aus Omega-3-haltigen Meerespflanzen hergestellt werden und geschmacklich nicht von Fisch zu unterscheiden sind.

Was muss sich ändern?

  • Mehr Transparenz:
    Die Dokumentation hat vor allem darauf aufmerksam gemacht, dass es aktuell keine Zertifizierungen für nachhaltige Fischerei gibt, die Siegel von Marine Stewardship Council (MSC zertifizierte Fischerei) oder das Earth Island Institut (Dolphin Safe) vergeben Ihre Zertifikate eher aus wirtschaftlichen Gründen, anstatt aus ethischen. Natürlich ist es schwer Fischern auf hoher See Regularien zu unterwerfen, jedoch wenn solche Siegel vergeben werden, sollten sie auch dementsprechend überprüft werden, beispielsweise durch installierte Videokameras an Bord.
  • Mehr Meeresschutzgebiete:
    Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich das marine Ökosystem relativ schnell erholen kann, Voraussetzung hierfür sind allerdings Schutzgebiete, wovon es aktuell viel zu wenig gibt. Menschen aus aller Welt müssen sich dafür einsetzten unsere Meere entsprechend durch Meeresschutzgebiete zu schützten. Hier geht es zur Petition von Seaspriacy
  • Änderung des Konsums:
    Eine Kernaussage des Films: Es gibt keine nachhaltige Fischerei. Jährlich werden geschätzt 300.000 Wale & Delfine, 30.000 Haie und 250.000 Seeschildkröten (letzteres nur in den USA) durch Beifang getötet. Dies muss nicht sein, vor allem wenn man bedenkt, dass es bereits Fischersatzprodukte gibt, die aus Omega-3-haltigen Meerespflanzen hergestellt werden und geschmacklich nicht von Fisch zu unterscheiden sind. Hier findet ihr beispielhaft Rezepte zu Fisch-Alternativen.

Alternativen erforschen und ausbauen:

  • Aquaponik-Systeme:
    Aquaponik setzt im Vergleich zu Aquakultur-Anlagen auf die natürliche Symbiose zwischen Fische und Pflanzen. Es ist ein verbundener Kreislauf zwischen Fischzucht und Pflanzenanbau. Hierbei dienen, die von Fischen hinterlassenen Nährstoffen den Pflanzen zum Wachsen, welche wiederum das Wasser aus dem Zuchtbecken reinigen. Das System ist allerdings noch nicht ganz ausgereift, da Bakterien benötigt werden um die Ausscheidungen der Fische für die Pflanzen verwertbar zu machen. Leider sind nicht alle Pflanzen dafür geeignet, dafür können aber auch Privatpersonen diese Anlagen nutzen.

Welche Fakten zum Schutz der Meere wurden in Seaspiracy vernachlässigt?

Natürlich ist die Verschmutzung der Meere und der industrielle Fischfang ein Grund des Artensterbens, aber das Ökosystem ist zu komplex, um es auf diese zwei Faktoren zu beschränken.

Weitere Probleme

  • Sauerstoffarmut: Übersäuerung der Meere durch CO2 führt zu Sauerstoffarmut und gefährdet so Schalentiere, Korallen und Planktonarten. Ursache hierfür ist die globale Erwärmung.
  • Giftstoffe: Tiergülle, Kunstdünger und industrielle Abwässer sowie Gase gelangen durch Flüsse ins Meer und sorgen für Todeszonen vor der Küste.
  • Ölverschmutzung: Immer wieder gelangen durch Lecks und Unfälle an Booten oder Ölbohrtürmen Öl in die Weltmeere, exponierte Fels- und Sandküsten benötigen einige Monate bis fünf Jahre zur Regenerierung, geschützte Felsküsten und Korallenriffe zwei bis mehr als zehn Jahre. Und geschützte Weichböden, Salzwiesen und Mangroven brauchen dazu zwei bis mehr als zwanzig Jahre um sich zu erholen.
  • Lärm und Schall: Eine erhöhte Lärmbelastung durch die Schifffahrt oder z. B. Tiefseebergbau, beeinflusst die Kommunikation und Orientierung von Walen und Delfinen über Schall, dies hat zur Folge das sich die Tiere verirren und stranden.

Für mehr Details lesen Sie das Fast Fashion – die Folgen in Zahlen

Eigene Meinung

Nach eigener Recherche bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass die Überfischung für die Meere ein riesen Problem ist, aber nicht das Einzige. Ich denke der Film wurde möglichst einfach gehalten, damit die meisten Menschen nicht durch eine Flut von Informationen die Kernaussage vergessen.

– Wir können nicht weiter machen wie bisher, die Ressourcen unserer Meere sind endlich und die Zerstörung dieses Ökosystems wirken sich auch auf uns aus, wir müssen neue Lösungen entwickeln und bis dahin unsern Konsum überdenken. –

Es gibt viele unumstößliche Fakten, die zum Nachdenken anregen das eigene Handeln zu hinterfragen. Gerne greifen wir auf Produkte mit Siegeln zurück, welche unser Gewissen beruhigen, wenn sich aber wie im Film herausstellt, dies ein einziges Täuschungsmanöver der industriellen Fischerei ist und nur dazu dient den Verbraucher zu täuschen, gibt es meines Erachtens nur noch die Möglichkeit wirklich nachhaltig zu konsumieren. Selber Angeln gehen, Fischersatzprodukte essen oder eben durch Verzicht gar keinen Fisch mehr zu konsumieren.

Um es in den Worten von Ali Tabrizi, Regisseur von Seaspiracy auf den Punkt zu bringen: „Das Beste, was ich jeden einzelnen Tag tun kann, um den Ozean und seine Bewohner zu schützen, ist, sie einfach nicht zu essen.“

Helft uns mehr Aufmerksamkeit für dieses Thema zu schaffen indem Ihr mit Freunden, Familie und Bekannten darüber redet oder den Beitrag teilt.

Danke 🙏🏻

Florian Gries

Florian Gries

Unsere Empfehlung

Tu Gutes und unterstützte die Petition von Seaspiracy die sich das Ziel gesetzt haben 30 % der Meere zu Schutzgebieten zu erklären.

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